Predigt von Bischof Jan Kopiec – Wallfahrt der Deutschen in Albendorf am 12. Aug. 2018. Homilia Ks. Biskupa Jana Kopca w czasie niemieckiej pielgrzymki – Wambierzyce 12 sierpnia 2018 r.
Wir erinnern an viele große Taten, die der Allmächtige Gott uns zeigt
Liebe Mitbrüder – Franziskaner Patres, Liebe Mitbrüder im priesterlichen Amt, Sehr geehrte Vertreter der Öffentlichkeit, Liebe Pilger, Schwestern und Brüder in Christus!
Obwohl bis zum 15. August noch 3 Tage bleiben, aber mitten im Sommermonat August feiern wir das Fest der Gottesmutter: Maria Himmelfahrt, und dieses Geheimnis unseren Glaubens wollen wir schon heute betrachten.
Es ist ein großer festlicher Tag für die ganze Kirche, die dafür heute – ähnlich wie die Schöpfung mit ihrer Blumen- und Früchtepracht – ihr Festkleid der Erlösung anlegt. Unabhängig von einzelnen Geheimnissen des irdischen Lebens von Maria, ehren wir heute von Herz und Seele unsere Mutter in Glauben. Im liturgischen Kalender erinnern wir an viele große Taten, die der allmächtige Gott in Maria uns zeigen wollte. Alles aber hat seinen Anfang in Nazareth, wo Maria dem Engel geantwortet hat: „Fiat: Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie Du gesagt hast!“ Von Marias inneren und demutsvollen Haltung in Nazareth, strömt auch volle Herzlichkeit der Heimsuchung in Ain Karem mit Elisabeth, die Tapferkeit auf dem Kreuzweg Jesu, die Geduld unter dem Kreuz auf Golgothahügel, und vor allem die übernatürliche und außergewöhnliche Mariä Himmelfahrt. Obwohl als Patrozinium dieser Kirche die Heimsuchung Mariä dient, habe ich heute die Ehre und Freude mit Ihnen zusammen an diesen Feierlichkeiten zu Ehre Mariä teilzunehmen.
In dieser wunderschönen Kirche zu Albendorf, die in den Jahren 1695-1710 gebaut wurde, gedenken wir nicht nur der Anfängen des Dorfes im 13. Jahrhundert und der Entstehung der Wallfahrt im 17. Jahrhundert – verbunden mit der Diözese Prag – sondern wir möchten unseres Verständnis des Glaubens und unseren Sinn der Heilsgeschichte vertiefen, indem wir uns die Frage stellen: Welche Rolle hat Maria in der ganzen Heilsgeschichte gespielt?
Wir müssen zu Jesus und seiner Mutter gehen, die als Fundamente unserer Hoffnung auf besseres Leben und Ewigkeit neben uns stehen. Jesus – „Gott mit uns“, als Davids Sohn in Betlehem geboren wurde. Es ist ganz klar, so hat der Gott alles vorgesehen, dass jemand zu uns gekommen ist, der mit uns sein will – nicht nur zum flüchtigen Besuch; sein „Mit-uns- Sein“ gilt für jede Lage, fürs ganze Leben, sogar für die begrenzte irdische Zeit und für die Ewigkeit. Dieser Gott geht mit uns und ist mit uns auch auf den dunklen Wegen, die wir allein gehen müssen. Diese Erfahrung ließ schon den Sänger der Psalmen sagen: „Und wenn ich auch wandern muss im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir“ (Ps. 23,4).
Diese Erfahrung wagt die Behauptung: „Wenn Vater: und Mutter mich verlassen, der Herr nimmt mich auf“ (Ps. 27,10). Denn dieser Gott geht mit uns und ist für uns da, auch in den Tiefen jener Einsamkeit, die wir selber verschulden durch unsere Schuld, Sünde, Schwachheit oder Leichtsinn. Nur wir müssen lernen ganz deutlich zwischen Gut und Böse differenzieren, zwischen Ja und Nein in unserem Leben.
Jesus war Sohn der Jungfrau Maria von Nazareth. Sie gilt als Vertretung unserer menschlichen Seite. Sie war Mensch, wie wir, aber von Gott auserwählt als Mutter für den Gottes- Sohn. Ihr Name und Leben geht auch ganz tief in die Heilsgeschichte. Ihr Name erscheint oft in der Heiligen Schrift, schon im Alten Testament, aber im allgemeinen Gebrauch im Hinblick auf Miriam, die Schwester des Moses, seine und durch ihn aller andern Retterin, die Prophetin und Führerin des Volkes. Aber für uns, Christen, selbstverständlich, ist die andere Bedeutung – seit der „Fiat“ in Nazareth wichtig, Maria und ihr Name kommt in die Weltgeschichte als die Person, mit der ein neues Leben, eine neue Perspektive anfängt, dass wir schon nicht in Einsamkeit bleiben und unsere Schwachheit überwinden können. Es ist kein Wunder, dass in der Frömmigkeit Maria sehr schnell ihren Platz bekommen hat. Von diesen Frömmigkeits- Strömungen – immer voll Dankbarkeit für Gott und Gottesmutter Maria – wollten die besten Malerpinsel in vergangenen Jahrhunderten die selige, innere Schönheit von Mutter Jesu darstellen. Es wurden auch viele Kirchen gebaut, die Maria geweiht wurden – seit dem Bau der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom im 4. Jahrhundert, oder in Ephesus um ca. 430, sind bis heute unzählige solche Kirchen auf der ganzen Welt entstanden. Auch hier, in Alberdorf. Besonders schöne Barockkirchen – wie Ihre Kirche – oft als viel besuchte Gnadenstätten, alljährlich mit zahlreichen Besuchern aus der näheren und weiteren Umgebung, singen das Lob für Maria, die nicht nur als unsere Mutter geehrt ist, sondern auch als Siegerin über furchterregende Mächte. Die Verehrung Mariens ist auf der fundamentalen Überzeugung gegründet, das große „Ja“ Gottes in der Gottesmutter sozusagen verleiblicht ist, weil Ihre ganze Existenz ein „Ja“ zu Gottes Wort war: so konnte durch Sie das ewige Wort Fleisch werden. Wir brauchen heute auch, am Beispiel von Maria, immer neue Menschen die auch dem Gott „Ja“ sagen werden. Deshalb bestätigte die Kirche durch Papst Pius XII im Jahre 1950 ganz deutlich: „Wir verkünden, erklären und definieren es als ein von Gott offenbartes Dogma, dass die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“. Diese Wahrheit feiern wir als Fest der Kirche und danken für einen neuen Menschen, der mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit bestimmt ist. Darin sehen wir einen reichlich starken Stoff und Grund den Gott zu loben und ihm zu danken. Besonders aber sehen wir deutlich die Möglichkeit unser Leben zu verbessern, unseren Blick auf uns zu reinigen und uns alle zu gemeinsamen Mitarbeit einzuladen.
Deshalb ist meine Anwesenheit mit Ihnen ein Zeichen unseres Verständnis. Wir wissen ganz genau, wie schwierig unsere gemeinsame – bzw. deutsche und polnische Geschichte für uns in der Vergangenheit war. Wie viele Schwierigkeiten uns trennen, wie oft sich immer noch verschiedene Vorurteile zu Wort melden. Aber unsere beiden Nationen, gehen zusammen im Licht der gemeinsamen Verehrung der Muttergottes Maria und wir sollen und müssen ein Herz suchen. Als Beispiel können wir nicht nur die Prinzessin Hedwig aus dem bayrischen Herzogshaus der Andechs-Meranier aus dem Mittelalter nennen.
Heute bin ich hier, weil die Kontakte zwischen den beiden Ländern sehr wichtig und nötig sind, und diese wollen wir ausbauen und unterstützen. Dies kann und soll nicht nur durch die große Politik, sondern auch durch entsprechende Initiativen auf kommunaler und kirchlicher Ebene geschehen. Albendorf ist für uns ein guter Ansatzpunkt dafür. Es ist weltweit bekannt, dass Albendorf zu den größten Marien-Wallfahrtorten nicht nur Schlesiens gehört. Die prächtige Kirche und zahlreichen Kreuzwegkapellen künden von den Nöten der Menschen, aber auch von ihrem Vertrauen zur Gottesmutter von Albendorf.
Ganz ehrlich gesagt: das alles ist ein Geschenk Gottes für unsere Generation. Wir müssen diese historische Stunde gut ausfüllen. Niemand kann und will Vergangenes vergessen, aber der Blick nach vorne hilft über manche Wunden hinweg. Dabei stehen besonders die Wallfahrtskirchen im Mittelpunkt ihres Glaubenslebens. Albendorf ist durch das Gebet zur gemeinsam verehrten Heiligen Mariä ein besonderes Bindeglied zwischen Deutschen und Polen geworden. Denn es geht nicht nur um die künftige Rolle von Albendorf oder Altötting, Tschenstochau oder St. Annaberg in Oberschlesien, sondern insgesamt um die Kirche in Polen, Schlesien und Tschechien und Deutschland.
Liebe Schwestern und Brüder! Wir stehen heute erfüllt mit neuer Kraft um etwas Gutes zu tun, wir schauen auf Maria und bewundern Ihre Offenheit auf Gottes Wort, aber auch auf die Sehnsucht eines Menschen, die die tiefste Erfahrungen einer menschlichen Seele verstehen konnte. Deshalb wollen wir auch von unserer Seite versichern: alle Tage sing und sage Lob der Himmelkönigin, weil der Name geht mit uns durch unser Leben. Und jeder von uns ruft zuversichtlich dazu: Sei auch Du, Maria, meine Fürsprecherin, festige meine Schwachheit, besonders einst, in der Stunde meines Todes. Amen